Urushi ist eine Art Lack, der aus dem Saft des japanischen Lackbaums gewonnen wird. Mit einer Geschichte die bis zurück in die japanische Jomon-Periode (13.100 v.Chr. - 400 v. Chr.) datiert, soll Urushi nach Überlieferungen nicht nur zur Beschichtung und Verzierung, sondern auch als Klebstoff zum Binden von Handgriffen an Steinäxte verwendet worden sein. Urushi wurde später wegen seiner antiseptischen und konservierenden Eigenschaften verwendet, um wertvolle Gegenstände wie Möbel und Musikinstrumente vor Abnutzung zu schützen, und wurde schließlich als ästhetisches Element in Kunstwerken genutzt. Traditionelle Urushi-Lackwaren-Techniken werden immer noch in ganz Japan eingesetzt.
Besonderes Ansehen im Bereich des Urushi-Handwerks genießt die Stadt Kanazawa in der Präfektur Ishikawa, der ehemaligen historischen Domäne Kaga. Maeda Toshitsune, der dritte Feudalherr der Kaga Domäne, der in der letzten Phase der turbulenten Sengoku-Periode bis in die Edo-Ära lebte, berief bekannte Handwerker aller Berufe aus ganz Japan in die Werkstätten der Region Osaikusho ein. Es wird behauptet, dass die Techniken, die die berühmten Urushi-Handwerker verwendeten und die auf diese Weise in die Kaga Domäne kamen, der Ursprung der heutigen Kanazawa-Lackwaren sind. Kanazawa bringt weiterhin zahlreicher Kunsthandwerker hervor, die sich der einzigartigen Tradition des Urushi-Handwerks unter Einbezug der Samurai-Kultur und einer Goldlack-Technik namens Makie rühmen.
Der 1957 geborene Isshu Tamura wurde in der traditionellen Kaga Makie Goldlack-Technik von Kanazawa unter dem Meister-Handwerker Ikko Kiyose ausgebildet. Nachdem er seine Fähigkeiten in der Technik verbessert hatte, begann Herr Tamura unvergleichliche originelle Kunstwerke zu herzustellen. Er hat seine Technik in Kaga Makie nicht nur bei Lackwaren, sondern auch bei der Kreation von luxuriösen Füllfederhaltern und Armbanduhren eingesetzt, die weltweit für ihre aufwendigen Details und ihre edle Schönheit bekannt sind.
Urushi wird seit Jahrhunderten sowohl als Dekoration als auch als Korrosionsschutzmittel bei Metallgegenständen von Rüstungen bis hin zu Teekesseln verwendet.
Die Materialien, die zur Herstellung von Uhrzifferblättern verwendet werden, sind aus Metall, und der erste Schritt im Lackiervorgang ist das Polieren des wie ein Zifferblatt geformten Messingmaterials. Da Lack nicht auf glatten Oberflächen haftet, dient der Poliervorgang zum Aufrauen der Oberfläche und zum Verbinden der Oberfläche mit dem Urushi-Lack. Das Material, das verwendet wird um diesen Effekt zu erzeugen, ist Kohle. Während für diesen Prozess verschiedene Holzkohlearten verwendet werden können, heißt die in den Zifferblättern der Presage verwendete Sorte Suruga-Holzkohle (benannt nach einem Gebiet in der Präfektur Shizuoka), die wegen ihrer feinen Körnung und optimalen Härte eingesetzt wird.
Sobald die metallene Oberfläche poliert ist, kann die erste Urushi-Lackschicht aufgetragen werden. Die erste Grundierung wird aufgetragen und dünn über das gesamte Zifferblatt verteilt. Nach dem diese erste Grundierung aufgetragen ist, wird das Zifferblatt im Ofen erhitzt. Da sowohl die Dauer als auch die Temperatur, mit der das Zifferblatt wärmebehandelt wird, die Qualität beeinflussen, sind viel Erfahrung und eine großartige Technik erforderlich, um ein edles Produkt herzustellen. Nachdem die Grundierung getrocknet ist, wird das Zifferblatt erneut mit Suruga-Holzkohle poliert. Dieser Vorgang wird insgesamt dreimal wiederholt, um so eine gleichmäßige Haftung der Urushi-Grundierung auf der Metalloberfläche zu gewährleisten.
Nach zwei Wochen und dreimaligem Auftragen der Grundierung und Polieren ist das Zifferblatt bereit für seine nächste Zwischenbeschichtung. Der Zweck der Zwischenbeschichtung ist es, dem Zifferblatt eine dickere Beschichtung zu verschaffen, um so die einzigartige tiefschwarze Urushi-Farbe zum Vorschein zu bringen. Das Urushi, welches in der Grundierung, der Zwischenbeschichtung und im Decklack verwendet wird, stammt aus Japan. Obwohl es sowohl in Übersee als auch in Japan hergestelltes Urushi gibt, weist Urushi aus Japan eine höhere Qualität bei den Beschichtungseigenschaften auf, was zu einer einzigartigen Tiefe beim Endprodukt führt. Dieser Schritt ist entscheidend bei der Definition des fertiggestellten Bildes des Produkts.
Das Auftragen des Decklacks ist der letzte Arbeitsgang vor der Fertigstellung des Endproduktes. Dieser abschließende Schritt beinhaltet die Abstimmung der Dicke der Zwischenbeschichtung, um so ein Erscheinungsbild zu schaffen, das zum Stil der Uhr passt. Große Geschicklichkeit und Erfahrung sind vonnöten, um eine glatte und ebenmäßige Oberfläche zu schaffen und noch mehr Geduld und Konzentration sind erforderlich, um eine präzise Umsetzung auf dem ganzen Zifferblatt sicherzustellen. Hier können Handwerker ihre langjährige Erfahrung und ihr intuitives Wissen in vollem Umfang unter Beweis stellen.
Nach dem Auftragen der Deckschicht wird das Zifferblatt zuerst mit Suruga-Holzkohle und dann mit Schleifsteinpulver von grober und feiner Körnung in einem mehrstufigen Verfahren so lange poliert, bis die gewünschte Oberflächenstruktur erreicht ist. Dieses Verfahren sorgt für einen noch höheren Grad an Ebenheit. Als nächstes wird eine Schicht Suri Urushi aufgetragen (ein Lack, der im getrockneten Zustand klar wird), und das Zifferblatt wird für den nächsten Schritt vorbereitet.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das Zifferblatt sorgfältig mit Urushi beschichtet und kann seine charakteristische tiefschwarze Farbe entfalten. Der Schritt des Endpolierens erfolgt unter der Verwendung einer Verbindung, die speziell für die Anwendung mit Urushi ausgewählt wurde. Das Endpolieren wird durchgeführt, um die Farbe des Lacks noch zu vertiefen und feine Kratzer auszumerzen. Abschließend wird eine extrem dünne Schicht Suri Urushi aufgetragen, um winzige Kratzer oder Nadellöcher auszufüllen, die bei dem vorherigen Verfahren nicht entfernt werden konnten.
Nach der Beschichtung und dem Polieren ist das Zifferblatt bereit für den letzten Endbearbeitungsschritt. Bei diesem Arbeitsschritt überzieht Herr Tamura seinen Finger mit einem speziellen Pulver, um die Oberfläche des Urushi-Lack-Zifferblattes zu polieren. Herr Tamura verlässt sich hierbei auf seine filigranen Fertigkeiten und seine Intuition und arbeitet sorgfältig auf der Oberfläche des Zifferblattes, um die dem Urushi innewohnende Anziehungskraft hervorzubringen. Dieser letzte Schritt des Hochglanzpolierens ermöglicht ihm eine abschließende Kontrolle des Glanzes und der Dicke des Urushi, während er außerdem nach verbleibenden Kratzern oder Nadelstichen Ausschau hält. Dieser Schritt demonstriert die Fähigkeiten des wahren Meisters. Das fertiggestellte Urushi-Lack-Zifferblatt wird seine ausgeprägte Urushi-Farbe und seine handgefertigte Einzigartigkeit als Bestandteil der Uhr beisteuern.
Die Werkzeuge, die beim Maki-e verwendet werden, sind extrem selten, und gegenwärtig existiert davon nur eine Handvoll. Oft werden die Werkzeuge, die Lackierer bei ihrer Arbeit verwenden, z.B. Pinsel und dünne Funzutsu-Röhrchen, von den Handwerkern selbst hergestellt. Herr Tamura fertigt seine Pinsel aus Bambusgras aus den Bergen von Kanazawa, passt sie mit Pinselköpfen an und benutzt sie wie eine Verlängerung seiner Hand. Da die Pinsel handgefertigt sind, erfüllen nicht alle die strengen Standards von Herrn Tamura. Unter 20 Pinseln wählt er nur zwei oder drei aus, mit denen er letztendlich arbeitet. Er benutzt auch Spateln, die mit menschlichem Haar gefertigt und mit tierischem Leim verklebt werden. Ein Werkzeug, dass Herr Tamura wegen seiner besonderen Geschmeidigkeit schätzt.
Im Urushi-Kunsthandwerk wird eine Vielzahl von Werkzeugen benutzt - und einige davon sind ziemlich einzigartig. Einer der Pinsel verwendet die Flaumhaare der Hausratte, ein Material, das wirklich außerordentlich schwierig zu bekommen ist, jedoch für einen Pinsel mit Premium-Qualität sorgt. Der Schaft einer Kranichfeder wird als Röhrchen benutzt, um pulverförmiges Material zu verteilen, die Barten von Bartenwalen werden als Spatel benutzt und die Zähne der Meerbrasse verwendet man, um Gold zu polieren. Die Werkzeuge der Kunsthandwerker sind wahrlich das Ergebnis kreativer Köpfe und eines forschenden Geistes.